Als ich anderen Personen von meiner Teilnahme an der Schülerakademie in Roßleben (25.07.-10.08.19) erzählte, begegnete ich oftmals Klischees und Vorurteilen, die sich keineswegs mit meinen Erfahrungen decken. Auch meine Angst davor, dass ich nur auf Jugendliche oder Computernerds, die tagein tagaus lateinische Deklinationen herunter beten und komplizierte Matheformeln lösen, treffen würde, haben sich nicht bestätigt. Die Teilnehmer der Schülerakademie verkörpern Offenheit, Neugier, Engagement und die Bereitschaft Neues zu entdecken und zu erlernen.
Die Deutsche Schülerakademie eröffnet motivierten und engagierten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich in bestimmte Themengebiete tiefgehend einzuarbeiten und wissenschaftliches Arbeiten zu erlernen.
Während der 17 Tage in Rossleben nahmen ich und weitere 14 Teilnehmer an dem Kurs „Culture Clash – Ein Blick auf historisch-linguistische Kulturkontakte“ teil. Unsere beiden Kursleiter führten uns anhand von Quellen in die Sklavengesellschaften des 18. und 19. Jahrhunderts ein.
Wir präsentierten im Rahmen von Videokonferenzen vorbereitete Referate und diskutierten daraufhin über daran anschließende Fragestellungen. Außerdem lasen wir komplexe Texte, u.a auch auf Englisch und arbeiteten an der sogenannten Dokumentation, in der wir unsere Ergebnisse der behandelten Inhalte festhielten.
Ein wichtiger Bestandteil des Tagesablaufs waren auch die kursübergreifenden Aktivitäten, kurz KüAs, welche sowohl von uns als auch von den Leitern angeboten werden konnten. Von einem Chor, der am Ende unserer Akademiezeit ein Konzert gab, über das Erlernen von Kurrentschrift, bis hin zu Theaterspielen, Italienischunterricht und morgendlichen Workouts, wurde auch Lacrosse, Backen, ein Austausch über Literatur und kreatives Schreiben angeboten. Hatte ein Teilnehmer eine Idee, egal wie spontan und ausgefallen sie auch sein mochte, fanden sich sofort andere unternehmungslustige Leute, um den außergewöhnlichen Plan in die Tat umzusetzen.
So bleiben mir vor allem die philosophischen Gespräche, Yoga am Abend bei Kerzenschein im Spiegelsaal und lustige Partys, natürlich ohne Stimulanzien, gemeint sind Alkohol oder Drogen, in Erinnerung.
Als unser Akademieleiter uns schließlich am letzten Tag erzählte, dass es schwer werden würde diese Zeit anderen Leuten zu beschreiben und näher zu bringen, weil man schon selbst an einer Akademie teilgenommen haben müsse, um den Wehmut und den Abschiedsschmerz zu verstehen, war mir nicht bewusst, wie sehr sich seine Worte bewahrheiten würden. Immer, wenn mich jemand nach meiner Zeit in der Schülerakademie fragt, überlege ich stets, wie ich solch vielfältige und außerordentliche Erlebnisse in Worte packen kann.
Sarah Jürgens, Q2