Das Auswahlseminar der Studienstiftung des deutschen Volkes vom 3.3. bis zum 5.3.2017

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Jede Schule hat die Möglichkeit, die Abiturbesten des Jahrgangs für ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes vorzuschlagen. Diese Möglichkeit hat das Carolus-Magnus Gymnasium 2016 wahrgenommen und zwei Schülerinnen und einen Schüler für ein Stipendium empfohlen.
Ich hatte das Glück, eine der Schülerinnen zu sein, sodass ich ein paar Monate später, im Oktober, eine Einladung zum Auswahlseminar erhielt mit der Bitte, einen Bewerbungsbogen, den man auf der Internetseite downloaden konnte, sowie einen ausführlichen Lebenslauf und das Abiturzeugnis, der Studienstiftung zukommen zu lassen.
Nach erfolgreichem Einreichen der Unterlagen wurde dann der Termin für das Auswahlseminar im Daidalosnet angezeigt, für welches man klar zusagen musste.
Damit begann die Vorbereitung und die Nervosität stieg. Jeder Kandidat musste ein 7 -minütiges Referat aus einem selbstgewählten Themengebiet erarbeiten. Dies ist aber kein Problem, wenn man selber gerne Referate hält und vor anderen spricht.

Die Zeit verging so schnell, dass man sich scheinbar schon kurz nach der Einladung auf den Weg zur Tagungsstätte machte. In unserem Fall war dies die Jugendherberge direkt am Bahnhof Köln/Deutz.
Da ich, wie immer, viel zu früh da war konnte ich in Ruhe mein Zimmer beziehen und auf meine Zimmergenossinen warten. Am Ende teilte ich mir ein Zimmer mit einer Chemikerin, einer Mathematikerin und einer Juristin. Wir waren uns alle trotz unserer Studiengänge sehr ähnlich und fanden schnell ins Gespräch.
Dann stand aber auch schon das Abendessen an und dann die Vorstellung der Kommissionsmitglieder, darunter Politikwissenschaftler, Richter, Manager und Ärzte.
Die angespannte Atmosphäre lockerte sich aber schnell durch den Humor der Kommissionsmitglieder, die darüber diskutierten, wer den kürzesten Anfahrtsweg und wer seinen jetzigen Partner beim Auswahlseminar kennengelernt habe.
Des Weiteren wurde betont, dass wir keine Konkurrenten sind, was auch nochmal eine sehr beruhigende Wirkung erzielte.
Den Abend verbrachten wir alle bis kurz vor Mitternacht mit langen Gesprächen über ,,Gott und die Welt“, also wirklich alles!
Die Kandidaten waren alle engagierte, junge Leute, die viel zu erzählen hatten. Nicht, wie so oft dargestellt wird, leistungsorientierte ,, Monster“, die alle 1,0 und noch nie gelebt haben.

Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück direkt mit den Gruppendiskussionen los. Jeder Kandidat hielt ein 7 – minütiges Referat und musste dann eine Gruppendiskussion leiten, welche 13 Minuten dauern durfte. Wie alle anderen wurden auch wir von einem Kommissionsmitglied beobachtet. Der nette Herr lockerte auch hier schon wieder die Stimmung auf und man konnte in Ruhe und ungezwungen diskutieren, das Kommissionsmitglied jedoch nicht mit.

In meiner Gruppe war ein Jurist, zwei Mediziner, eine Psychologin und ich als Biotechnologin. Da waren interessante Argumente vorprogrammiert. Wir hörten Referate über die Vollverschleierung, über das Insektensterben, über das autonome Fahren, über die Bedeutung der Rechtschreibung in der deutschen Sprache und über Pflanzenbiotechnologie.

Vor meinem Referat und zwischen zwei Diskussionen erwartete mich ein Kommissionsmitglied für mein erstes Einzelgespräch.
Natürlich war ich davor nervös, aber auch gespannt und neugierig. Das Mitglied ist Politikwissenschaftler gewesen, sodass ich mich auch auf viele politische Fragen eingestellt hatte.
Nachdem mir etwas zu trinken angeboten wurde, wurde ich nach meinem Lebenslauf und nach meinem Engagement gefragt, zum Beispiel danach, was eine Oberstufensprecherin für Aufgaben hat, was ich in der Streitschlichtung gemacht habe und wie man darauf kommt, einen Schulsanitätsdienst zu gründen.
Außerdem wurde ich aufgrund meiner Herkunft, nämlich in der Nähe von Würselen liegend, gefragt, wie ich mir den Hype um Martin Schulz erklären könne, wo Martin Schulz und Angela Merkel sich in ihrer Politik unterscheiden und was Martin Schulz an der Agenda 2010 korrigieren wollte.
In den Einzelgesprächen wurde vor allem getestet, wie man auf schwierige Fragen reagiert und ob man leicht aus dem Konzept gebracht werden kann. Ich wurde auch nach dem Bensberger Mediationsmodell gefragt, nach welchem ich in der Streitschlichtung ausgebildet wurde. Es war ein sehr angenehmes Gespräch.
Ich hatte das (Un-)Glück die Letzte in der Gruppe zu sein, sodass ich mein Referat erst gegen 17.20 Uhr halten konnte. Am meisten Angst hatte ich vor der Zeit, also davor, dass mein Referat zu kurz oder zu lang war. Diese Ängste waren aber vollkommen unbegründet. Außerdem war meine Gruppe wirklich toll und hat jeden Einzelnen mit guten Argumenten unterstützt, sodass jeder eine sehr gute Leistung erbringen konnte! Auch an dieser Stelle hat man nichts von einem Konkurrenzkampf gespürt.

Nach dem Abendessen wurden uns alle Fragen über die Studienstiftung beantwortet und alles über die Förderung und die Möglichkeiten, die die Stiftung einem bietet, erzählt.
Dieser Programmpunkt hatte eine motivierende Wirkung, da man kurz vor Ende den möglichen ,,Gewinn“ sah.

Nach dem klassischen Seminarspiel ,,Werwolf“ begann die letzte Nacht und somit fing auch der letzte Tag an.
Viele hatten schon früh ihr zweites Einzelgespräch, sodass sich die Herberge immer weiter leerte.
Zwei meiner Zimmergenossinen und ich haben die freie Zeit genutzt, um noch am Rhein spazieren zu gehen.
Natürlich war ich wieder eine der Letzten, der noch das zweite Einzelgespräch bevorstand.
Das zweite Gespräch führte ich mit einer Richterin vom Oberlandesgericht Köln und ich glaube, dass ich sagen kann, dass dies eines der bereicherndsten und spannendsten Gespräche für mich war.
Auch sie stellte mir Fragen zu meinem Lebenslauf, zu meinen Interessen und dazu führend auch zu Kafka, dessen Werke ich sehr gerne lese. Sie bat mich, sie innerhalb von zwei Minuten von Kafka zu überzeugen und zu begründen, warum man ihn lesen sollte.
Des Weiteren fragte Sie mich nach meinen Vorstellungen von einer Professur und nach meinem Studium.
Außerdem erzählte Sie mir eine Geschichte, die ich auf mehreren Ebenen durchleuchten und meine Meinung dazu äußern sollte.
Da ich Erstakademikerin bin wurde ich außerdem gefragt, ob ich das als Vorteil oder Nachteil sehe, wie ich das erreichen konnte, was ich bis jetzt erreicht habe und wie man soziale Ungerechtigkeit mindern kann.

Die Kommissionsmitglieder hatten eine Skala von 1-10 zur Verfügung, um die Kandidaten zu bewerten. 23 Punkte und zwei mal ja bedeuten, dass man angenommen wird.
Die Ergebnisse sollten zwei Wochen nach dem Auswahlseminar per Post eingehen. Bei mir waren sie schon eine Woche nach dem Seminar da.
Ich bekam einen großen Umschlag mit den weiteren Unterlagen sowie dem Jahresbericht 2015 und dem Jahresprogramm 2017 zugeschickt.

Ich kann wirklich jedem empfehlen, am Auswahlseminar teilzunehmen, wenn man die Chance dazu bekommt. Selbst wenn man nicht angenommen wird, lernt man trotzdem viele neue und sehr nette Menschen kennen, mit denen ich auch bald zusammen was unternehmen werde.

Sehr gespannt bin ich darauf, was ich alles noch mit und durch die Studienstiftung erleben darf und werde. Sie eröffnet einem auf jedenfall neue Wege, die man sich alleine nicht zu bestreiten trauen würde.

Wahrscheinlich werde ich nächstes Jahr bei dem Tag der Studien-und Berufsorientierung die Studienstiftung vorstellen. Hier bietet sich die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Da ich nicht alles in dem Bericht aufführen konnte möchte ich hier auch nochmal meine E-Mail Adresse für Fragen anbieten: lauramerx@gmx.de

Ich hoffe, dass ich mit diesem Bericht vielen Schülern die Angst vor der Studienstiftung genommen und ihr Interesse geweckt habe.